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Klaus Ginter, Leggett & Platt Hydraulics: „Erwirtschaften muss vor der Umverteilung stehen, denn es gibt nichts Gutes außer man tut es!“

24. Juni 2025

Zu sehen ist Klaus Ginter, General Manager bei Leggett & Platt Hydraulics in Eschwege in der Produktionshalle

Klaus Ginter, General Manager bei Leggett & Platt Hydraulics in Eschwege.

Eschwege. „Es sind strukturelle Reformen dringend erforderlich, um die Rahmenbedingungen für die Unternehmen zu verbessern: angefangen von bezahlbarer Energie über flexiblere Arbeitszeiten bis hin zu stabilen Handelsbeziehungen“, betont Klaus Ginter, General Manager bei Leggett & Platt Hydraulics in Eschwege.

Im Rahmen unserer Serie „CEO im Interview“ stellt Klaus Ginter sich und sein Unternehmen vor.

Seit wann besteht Ihr Unternehmen, wie viele Mitarbeitende beschäftigen Sie und was bietet Ihre Firma?

Das Unternehmen Pacoma hat eine lange Firmengeschichte, die bis in die frühen Nachkriegsjahre zurückreicht, als Massey-Ferguson begonnen hat, in Eschwege Mähdrescher herzustellen. 1970 begann die Konzentration auf hydraulische Komponenten, 1980 wurde die Pacoma-Vertriebs GmbH gegründet. Nach mehreren Umfirmierungen und Eigentümerwechseln gehören wir seit 2022 zu Leggett & Platt, einem amerikanischen Konzern, der insgesamt ca 20.000 Mitarbeiter beschäftigt und breit diversifiziert ist.

Wie war Ihr bisheriger Werdegang?

Mein Werdegang ist keineswegs geradlinig verlaufen. Nach meinem Studium des Wirtschaftsingenieurwesens war mein Berufseinstieg im Controlling. Das technische Verständnis war für mich eine gute Grundlage, die Finanzthemen besser zu verstehen, die in einem Industrieunternehmen abzubilden sind. Heute sehe ich die Wertschöpfungsprozesse in der Produktion als meine zentrale Aufgabe und meine Erfahrung aus den Finanzen hilft mir dabei, zielorientiert zu gestalten. Nebenbei qualifizierte ich mich noch als Lean und Six Sigma Black Belt, was für die anstehenden Veränderungsprozesse sehr hilfreich ist. Ich bin sowohl regional wie auch branchenbezogen schon etwas rumgekommen.

Was schätzen Sie daran, Geschäftsführer zu sein?

Als Geschäftsführer sehe ich die Gestaltungsaufgabe als zentral an. Die Gestaltung und Optimierung der Wertschöpfungsprozesse, ausgerichtet an den Kundenanforderungen und deren kontinuierliche Optimierung. Das ist oftmals mit Veränderungsprozessen verbunden und die erfordern vor allem Fähigkeiten, die man gerne mit Softskills beschreibt. Die Mitarbeiter abholen, von den Notwendigkeiten der Veränderung überzeugen und motivieren, den Weg mitzugehen. Deshalb gehe ich auch gerne in die Produktionshallen und suche den direkten Kontakt und das Gespräch mit meiner Mannschaft. Es ist wichtig, das Gefühl von Zusammengehörigkeit zu vermitteln, auf Augenhöhe zu kommunizieren und die Sorgen, Probleme und Ideen der Mitarbeiter mitzunehmen und Feedback zu geben.

CEO Klaus Ginter im Gespräch mit einer Mitarbeiterin
CEO Klaus Ginter: „Es ist wichtig, das Gefühl von Zusammengehörigkeit zu vermitteln und auf Augenhöhe zu kommunizieren.“

Wie viel Freizeit haben Sie, und was machen Sie damit?

Meine Arbeitszeiten sind von ca. 6 Uhr früh bis ca. 18 Uhr abends. Da konzentriert sich die Freizeit aufs Wochenende und da setze ich auf eine Balance zwischen Haus und Garten, Kochen (ja ich koche gern) und aktive Freizeitgestaltung mit E-Bike, Spaziergängen, Motorrad, Familienausflügen. Ich sitze auch gerne einfach mal auf der Terrasse und genieße das schöne Wetter. Bei etwas Ruhe kommen oft die besten Ideen.

Welches sind Ihrer Meinung nach die größten Herausforderungen für unsere Region und haben Sie Lösungsansätze?

Meine noch nicht allzu lange Erfahrung in der Region lässt bereits jetzt erkennen, dass der Fachkräftemangel eklatant ist, und das über alle Bereiche. Nach einem schwierigen Jahr 2024 mit deutlichen Umsatzrückgängen sehen wir positive Zeichen aus den Märkten und wollen deshalb Personal aufbauen. Dabei stehen wir vor der Herausforderung, unsere offenen Stellen zu besetzen.

In Zeiten des zunehmenden Fachkräftemangels reicht es längst nicht mehr aus, allein mit einer attraktiven Vergütung zu werben. Vielmehr geht es darum, ein Arbeitsumfeld zu schaffen, das Menschen anspricht, motiviert und langfristig bindet. Wir verstehen uns als moderner Arbeitgeber, der nicht nur Arbeitsplätze bietet, sondern auch Perspektiven. Wir investieren gezielt in die persönliche und fachliche Weiterentwicklung, weil wir überzeugt sind, dass nachhaltiger Unternehmenserfolg nur mit einem motivierten und qualifizierten Team möglich ist.

Auch das Thema Gesundheit und Wohlbefinden hat für uns einen hohen Stellenwert.

Ein glaubwürdiges und starkes Arbeitgeberimage entsteht nicht durch Marketing allein, sondern durch gelebte Werte und konsequentes Handeln. Daran arbeiten wir jeden Tag – mit dem Ziel, nicht nur Fachkräfte zu gewinnen, sondern sie auch dauerhaft für unsere Region und unser Unternehmen zu begeistern.

Klaus Ginter, General Manager bei Leggett & Platt Hydraulics in Eschwege

Was konkret unternehmen Sie gegen den Fachkräftemangel (neues Ausbildungskonzept o.ä.)?

Wir setzen auf die Gewinnung neuer Talente und die Entwicklung bestehender Mitarbeiter. Als anerkannter Ausbildungsbetrieb investieren wir gezielt in die Ausbildung junger Menschen und bieten ihnen eine praxisnahe und zukunftsorientierte Ausbildung mit klarem Entwicklungspotential. Gleichzeitig schaffen wir für unsere bestehenden Mitarbeiter durch gezielte Schulungen und individuelle Förderung die Voraussetzungen, sich persönlich und fachlich zu entwickeln.

Welchen Trend beobachten Sie in Ihrer Branche?

Digitalisierung und Automatisierung sind zentrale Themen sowohl auf Produkt- wie auf Prozessebene. D.h. Prozesse schlanker machen und soweit es sinnvoll ist automatisieren, um dem Kostendruck entgegenzuwirken. Technologisch sehen wir mit unserer Entwicklung eines Sensors viele Einsatzmöglichkeiten, das Produkt „Hydraulikzylinder“ auf eine gewisse Art intelligent zu machen. Das ermöglicht Steuerungs- und Überwachungsmöglichkeiten, die Ausfallzeiten reduzieren und Anwendungsmöglichkeiten verbessern.

Welche Frage haben wir Ihnen nicht gestellt, die Sie gern beantworten würden?

Was kann die Politik zur positiven Entwicklung der Wirtschaft beitragen?

Es sind strukturelle Reformen dringend erforderlich, um die Rahmenbedingungen für die Unternehmen zu verbessern. Und das nicht erst morgen, sondern noch heute. Und dazu fallen mir viele Themen ein, angefangen von bezahlbarer Energie über flexiblere Arbeitszeiten bis hin zu stabilen Handelsbeziehungen. Durch die volatilen Zolldiskussionen haben sich innerhalb weniger Wochen unsere Lieferketten mehrmals auf den Kopf gestellt. Das erzeugt Unsicherheiten, die eine positive wirtschaftliche Entwicklung verzögern oder gar ausbremsen. 

Frauke Syring

Referentin Kommunikation und Öffentlichkeitsarbeit im HAUS DER ARBEITGEBERVERBÄNDE NORDHESSEN und Geschäftsführerin SCHULEWIRTSCHAFT Nordhessen
Telefon: 0561 1091-323
E-Mail

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