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Anwältin für das eigene Unternehmen: Zeynep Zeki-Stević übernimmt Pannendienst

10. Apr 2024

Zeynep Zeki-Stević ist seit Ende März 2024 Alleingesellschafterin der Zeki GmbH - und zugleich Syndikusrechtsanwältin ihres Unternehmens.

Zeynep Zeki-Stević lacht: „Ich kenne keinen anderen Abschleppdienst, der eine eigene Syndikusrechtsanwältin hat.“ Nicht nur dieser Umstand macht die Zeki GmbH in der Leuschnerstraße in Kassel zu einer besonderen Adresse. Denn das Unternehmen feiert in diesem Jahr sein 25-jähriges Bestehen – und die gelernte Rechtsanwältin hat den Betrieb Ende März von ihrem Vater Seyfetdin übernommen.

Jetzt ist Zeki-Stević Alleingesellschafterin der Zeki GmbH, ihr Mann Nedeljko fungiert als Geschäftsführer. Ein echtes Familienunternehmen also, das seit letztem Jahr auch Mitglied im Unternehmerverband Nordhessen ist.

Unser CEO im Interview: Wir haben mit der Jungunternehmerin über ihren ungewöhnlichen Werdegang und die Herausforderungen der Unternehmensnachfolge gesprochen.

Wenn man Glück hat und Hunde mag, kann man in der Kfz-Meisterwerkstatt von Zeynep Zeki-Stević dem kleinen Budi begegnen. Er ist zum einen Werkstattmaskottchen, zum anderen auch Seelentröster, sagt Zeki: „Manchmal haben wir Leute hier, die nach einem Unfall am Boden zerstört sind. Dann tröstet er sie und spielt mit ihnen – und das tut denen so gut“, erzählt sie.

Der jungen Unternehmerin ist das Leid anderer Menschen in ihrer beruflichen Karriere nicht unbekannt. Bevor sie vor drei Jahren in das Unternehmen ihres Vaters einstieg, war Zeki erfolgreiche Insolvenzanwältin in München und Frankfurt. Dann brannte sie aus in ihrem anspruchsvollem Job und brauchte eine Auszeit. Heute? Hat sie es nur noch mit ausgebrannten Wagen zu tun. Manchmal jedenfalls.

Ihr Vater habe schon länger darauf geschielt, sie ins Unternehmen zu holen, schmunzelt die 38-Jährige: „Aber er hat nie direkt gefragt – und ich habe auch nie nur eine Sekunde darüber nachgedacht.“ Am Ende sei es eine spontane Fluchtergreifung gewesen, „ich habe es einfach auf mich zukommen lassen“.

Unternehmensnachfolge erfordert Durchhaltevermögen

Heute, mehr als drei Jahre später, fühlt sich Zeynep Zeki-Stević gut. Sie ist angekommen, im Job und wieder bei sich. Und doch empfiehlt sie jedem, der sich für das Thema Unternehmensnachfolge interessiert, vor allem eines: Durchhaltevermögen. „Ein solcher Schritt reicht tief ins Privatleben hinein. Bei mir sowieso, da könnte ich ein Buch drüberschreiben. Sogar ein mehrbändiges“, lacht sie.

Durchhaltevermögen war aber noch aus einem ganz anderen Grund gefragt. Denn in einer frauenuntypischen Branche sah sich Zeki-Stević auch mit Geschlechterklischees konfrontiert. „Im Betrieb wurde ich super aufgenommen“, sagt sie, „das Problem war eher kundenseitig.“ Eine Frau habe in dem Beruf doch nichts verloren… „Dass ich Volljuristin bin, trug viel dazu bei, dass schnell ein Grundrespekt für meine Person vorhanden war. Das macht solche Vorurteile zwar nicht besser, aber es ist eben einfach noch so.“

Syndikusrechtsanwältin im eigenen Unternehmen

Als Juristin ist Zeki-Stević weiterhin tätig, nur eben jetzt für ihr eigenes Unternehmen – und in einem anderem Bereich. „Ein Syndikusrechtsanwalt vertritt sämtliche rechtlichen Interessen des Arbeitgebers, in diesem Fall unserer GmbH“, erklärt sie. Und die sind vielfältig: Gesellschaftsrecht, Zivilrecht, natürlich Arbeitsrecht – inklusive Vertretung am Arbeitsgericht, Arbeitsverträge schreiben oder Vergleichsverhandlungen durchführen. „Das kann ich alles selbst machen, da brauche ich keine Kanzlei hinzurufen.“

Und wenn es um Finanzierungen geht, um Korrespondenz mit der Bank oder der Steuerberaterin – das kennt die junge Unternehmerin noch aus der Insolvenzverwaltung. „Ich konnte eine Bilanz schon lesen, bevor ich hier angefangen habe“, lacht sie.

Nur mit Autos kannte sie sich nicht aus.

Doch auch das hat sich geändert. Denn natürlich hat Zeki-Stević in den letzten drei Jahren immer wieder in der Werkstatt mitgeholfen. „Aus dem Technischen halte ich mich zwar im Großen und Ganzen weiter raus, aber kleinere Fragen kann ich mittlerweile beantworten. Vor allem weiß ich, welche Fragen ich stellen muss, bevor ich Aufträge entgegennehme.“

Zwergspitz Budi ist ganz offiziell Mitarbeiter im Team von Zeynep Zeki-Stević – als Seelentröster und Werkstattmaskottchen.

Abschleppdienst macht Kerngeschäft aus

Der Meisterbetrieb gehört zum operativen Geschäft der Unternehmerin. Jedoch macht der Abschleppdienst das Kerngeschäft aus: Die Zeki GmbH, die 14 Mitarbeiter beschäftigt, ist Mobilitätspartner des ADAC, nimmt Aufträge aber auch von der Polizei, Wohnungsgesellschaften und Privatkunden entgegen.

„Ich fühle mich verantwortlich für das Wohlbefinden meiner Mitarbeiter – das ist auch Kernaufgabe eines Arbeitgebers. Dazu gehören nicht nur faire Bezahlung und gute Arbeitszeiten, sondern auch ein gutes Miteinander.“

Zeynep Zeki-Stević, Alleingesellschafterin der Zeki GmbH

„In dieser Sparte haben wir viel mehr Beschäftigte, da geht es für mich mehr um Mitarbeiterbetreuung“, erzählt sie. Deswegen sei ihr das Arbeitsklima besonders wichtig: „Ich fühle mich verantwortlich für das Wohlbefinden meiner Mitarbeiter – das ist auch Kernaufgabe eines Arbeitgebers. Dazu gehören nicht nur faire Bezahlung und gute Arbeitszeiten, sondern auch ein gutes Miteinander.“ Es benötige zudem eine gewisse Transparenz und Ehrlichkeit. „Wenn ich etwas verändern will oder Ideen habe, dann spreche ich darüber“, sagt Zeki-Stević. „Die Mitarbeiter sind schließlich die, die es dann auch umsetzen müssen.“

Als eine ihrer ersten großen Maßnahmen ging die Jungunternehmerin den Bereich Digitalisierung an. Wieder lacht Zeynep Zeki-Stević: „Bevor ich da irgendwas verändern konnte oder überhaupt durfte, musste ich erst einmal ganz analog aufräumen.“

Das bedeutete: Schränke ausmisten, neu sortieren, neue Ablagen schaffen – was sie noch aus ihrem alten Job kannte. „Durch die Insolvenzverwaltung hatte ich viele Einblicke in verschiedene Branchen und Unternehmen. Und es gibt immer noch viele, die darauf schwören, dass Zettelwirtschaft funktioniert“, erinnert sie sich. Gleichzeitig lernte sie: „Egal, wie vermeintlich fortgeschritten Unternehmen in Sachen Digitalisierung sind – ganz viele kochen am Ende auch nur mit Wasser. Das war auch für mein Selbstbewusstsein gut. Das erdet.“

App als zentrales System für alle Arbeitsvorgänge

Danach führte Zeki-Stević zunächst DATEV online ein und digitalisierte so die Buchhaltung. Ein Jahr später folgte eine App, die sie beim Kasseler Unternehmen Photonic Codes entwickeln ließ, Mitglied im Arbeitgeberverband HESSENMETALL Nordhessen. Dabei ging es ihr darum, ein zentrales System für alle Arbeitsvorgänge zu schaffen, auf das jeder Zugriff hat.

„Wir sind ein 24/7-Betrieb und haben ein Schichtmodell“, erklärt sie. „Dadurch ist oft derjenige, der die Arbeit gemacht hat, nicht mehr ansprechbar – wir sind sozusagen zeitlich versetzt.“ Weil die Kunden aber immer zu den Öffnungszeiten der Werkstatt anriefen, sei es häufig passiert, dass Infos verloren gingen oder Mitarbeiter nicht wussten, worum es geht. „Jetzt ist es so, dass alle aktuellen Aufträge mit allen Daten gebündelt sind und auch ergänzt werden können: Die Fahrer legen selbst Vorgänge an und geben alle Informationen ein. Andere können den Fall ergänzen – das ist ein Prozess, der sich immer weiterentwickelt“, zeigt sie sich begeistert über die App-Entwicklung: „Mir ging es darum, soweit es geht, Nachfragen zu verhindern und alles zu vereinfachen. Und jeder im Unternehmen kommt super damit zurecht.“

Weniger glücklich ist Zeki-Stević über die aktuelle Verkehrssituation in und um Kassel: „Wir leiden darunter, dass wir betroffene Havaristen oft vertrösten müssen – weil wir selbst mehr im Stau stehen.“ Was auch höhere Kosten verursache.

Fahrer mit Lkw-Führerschein dringend gesucht

Die Unternehmerin sieht aber noch ganz andere Probleme: „Wir finden kaum mehr Fahrer mit Lkw-Führerschein. Früher gab es den von der Bundeswehr quasi geschenkt, das haben viele gemacht. Heute ist so ein Führerschein richtig teuer.“ Den benötige man aber vor allem deswegen, weil etwa E-Autos Abschleppdienste vor ganz andere Herausforderungen stellen: „Man muss sich vorstellen, dass das ein Computer auf vier Rädern ist. Wenn der sich komplett runterfährt, rollt da nichts mehr.“ Dann helfe nur noch ein Kran – und genau dafür brauche es eben auch den großen Schein.

Zudem würden gerade kleinere Abschleppwagen kaum mehr hergestellt – was ein Rückschritt sei. „Das führt dazu, dass man Alternativen finden muss. Und ich bin auch angesichts der ganzen Entwicklungen in der E-Mobilität wirklich gespannt, wie so ein großer Abschlepp-Lkw in der Zukunft aussehen wird“, sagt Zeki-Stević.

Vielleicht wird den einmal ihr Sohn fahren – denn die Gesellschafterin und ihr Mann erwarten in Kürze ihr erstes Kind. Das Familienunternehmen an der Leuschnerstraße ist also in vielerlei Hinsicht gut für die Zukunft aufgestellt.

Kontakt

Zeki GmbH
Abschlepp- und Pannendienst & KFZ-Meisterwerkstatt
Leuschnerstr. 5
34134 Kassel
https://zeki-gmbh.de
info@zeki-gmbh.de
Instagram: zekigmbh_kassel

Telefon Werkstatt: 0561 – 43315 (Mo.-Fr. 09:00 bis 18:00 Uhr)
Telefon Abschlepp- und Pannendienst: 0561 – 811087 (24/7)

Jens Nähler
Jens Nähler

Leiter der Kommunikation und Öffentlichkeitsarbeit im HAUS DER ARBEITGEBERVERBÄNDE NORDHESSEN und Geschäftsführer SCHULEWIRTSCHAFT Nordhessen.
Telefon: 0561 1091-322
Mobil: 0175 3289031
E-Mail

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