Die Vereinigung der hessischen Unternehmerverbände (VhU) Nordhessen kritisiert die geplante Einführung einer Übernachtungssteuer durch die Stadt Kassel. Die Maßnahme gefährde nicht nur die Zukunft vieler familiengeführter Hotelbetriebe, sondern treffe die lokale Wirtschaft in ihrer Breite – vom Tagungsgeschäft über den Einzelhandel bis hin zur Gastronomie und dem Dienstleistungssektor.
Wirtschaftsfeindliches Signal
In einer Zeit, in der wirtschaftliche Erholung und Planbarkeit oberste Priorität haben müssten, sende die Stadt mit der geplanten Steuer ein unverständliches Signal: Statt auf Wachstum und Standortattraktivität zu setzen, werde ein neuer Kostenfaktor eingeführt, der aus Sicht der nordhessischen Wirtschaft nicht nur unzeitgemäß, sondern auch kontraproduktiv ist.
„Wer der Hotellerie Kassels – und damit letztlich auch den Gästen – eine Extrasteuer auf ihre Übernachtung aufbürdet, erschwert es der Stadt, sich als gastfreundlicher und wirtschaftsnaher Ort zu präsentieren“, warnt Coralie Zilch, Geschäftsführerin der VhU Nordhessen.
Das meint auch Oliver Kasties, stellv. Hauptgeschäftsführer des Hotel- und Gastronomieverbands DEHOGA Hessen: „Die Steuer schwächt die Standortattraktivität Kassels. Ziel muss es dagegen sein, Kassel als gastfreundlichen, wirtschaftsnahen Standort zu stärken. Der Tourismus ist ein entscheidender Faktor für die Aufenthalts- und Lebensqualität für Gäste und Einheimische sowie die Mitarbeitenden der Hotels und Unternehmen in Kassel.“
Umfrage unter Unternehmen
Laut einer Umfrage der Industrie- und Handelskammer (IHK) Kassel-Marburg unter 53 Firmenkunden planen mehr als 70 Prozent der befragten Unternehmen, ihre Geschäftsreisen und Tagungen bei einer Preissteigerung von fünf Prozent außerhalb Kassels zu verlagern. Diese Unternehmen repräsentieren rund 75.000 Übernachtungen jährlich – ein gewaltiger Einschnitt, dessen wirtschaftliche Auswirkungen über die Hotellerie hinausreichen werden.
„Diese Steuer trifft nicht nur den Tourismus, sondern gefährdet auch Arbeitsplätze in nachgelagerten Branchen. Wer den Standort stärken will, muss Investitionen ermöglichen und nicht Übernachtungen verteuern“, so Zilch weiter.
Stadtpolitik soll Dialog statt Durchmarsch wagen
Die VhU Nordhessen appelliert an die politischen Entscheidungsträger, innezuhalten und den Dialog mit der lokalen Wirtschaft und den Bürgerinnen und Bürgern zu suchen. Statt neue fiskalische Hürden zu errichten, brauche Kassel gemeinsame Strategien, um die Attraktivität als Tagungs-, Tourismus- und Wirtschaftsstandort zu fördern.
Coralie Zilch: „Die Übernachtungssteuer mag kurzfristige Einnahmen generieren – langfristig aber droht sie, Vertrauen zu verspielen, Gäste zu vergraulen und Unternehmen zu vertreiben. Sinnvoller wäre ein zweckgebundener Tourismusbeitrag für Aufwendungen im Tourismusbereich, wie er etwa in Frankfurt erhoben wird.“ In der Mainmetropole gehen Politik, Wirtschaft und Verwaltung Hand in Hand: Dort entscheidet ein Expertenrat über die sinnhafte Mittelverwendung mit.
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