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Dennis Stauzebach, Bfz Kassel: „Beim Bürokratie-Abbau nicht nur reden, sondern handeln – jetzt ist Berlin am Zug!“

29. Jan. 2025

Dennis Stauzebach, Geschäftsführer der Bfz-Kassel GmbH.

Dennis Stauzebach, Geschäftsführer der Bfz-Kassel GmbH.

Aus- und Weiterbildungsangebote für Privatkunden und Unternehmen, Dienstleister für die Arbeitssicherheit und Catering – das bietet die Bfz-Kassel GmbH in Kassel. Im Rahmen unserer Serie „CEO im Interview“ stellt Geschäftsführer Dennis Stauzebach sich und sein Unternehmen vor.


Seit wann besteht das Bfz, wie viele Mitarbeitende beschäftigen Sie und was bietet Ihre Firma?

Unser Unternehmen in Kassel besteht seit 2009, und wir haben in der Summe derzeit 43 Mitarbeiter. Wir bieten Aus- und Weiterbildungsdienstleistungen für Privatkunden, über öffentliche Fördergelder, aber auch für Unternehmen (Umschulungen, Prüfungstrainings, Vorbereitungen auf die Externenprüfungen der IHK, Fachwirtausbildungen, Meisterschule, Kurse im Bereich Qualitätsmanagement, Berufskraftfahrerweiterbildung, Coachings, unternehmensspezifische Fortbildungen, zugeschnittene Workshops etc.).

Darüber hinaus sind wir als Dienstleister im Bereich Arbeitssicherheit für Unternehmen aus der Region unterwegs (Stellung der externen SiFa, Betriebsmittelprüfungen, Regalprüfungen, Elektrogeräteprüfungen, Erstellung von Gefährdungsbeurteilungen, spezifische Arbeitssicherheitsschulungen – z.B. Sicherheitsbeauftragte, SCC, Brandschutzhelferschulungen, etc.).

Der dritte Unternehmensschwerpunkt sind Cateringdienstleistungen. Hier betreiben wir Kantinen, bewirten Seminare und Veranstaltungen jeder Art und Güte. Zudem sind wir natürlich auch für private Feiern buchbar. Diesen Schwerpunkt haben wir vor kurzem in ein Tochterunternehmen (Bfz-Catering-Kassel GmbH) ausgegliedert. Hier verpflegen wir z.B. auch die Seminare in unserem Schulungszentrum und bilden auch unsere Köche in der Umschulung praktisch aus.

Wie war Ihr bisheriger Werdegang?

Ich habe nach meinem Abitur zunächst angefangen, Maschinenbau zu studieren. Hier stellte ich relativ schnell fest, dass das für mich nicht das Richtige ist.

Parallel dazu ist mein Vater bei einem Kollegen aus dem Prüfungsausschuss ins Unternehmen eingestiegen, um ihm kaufmännisch Unterstützung zu bieten. Da habe ich dann in den Ferien im Unternehmen erste Unterrichtsversuche in Vertretung wagen dürfen. Das hat mir sehr gut gefallen. Daraufhin habe ich in der Folge im Wintersemester 2009/10 angefangen, Wirtschaftspädagogik mit dem Zweitfach Germanistik zu studieren und habe dort dann meinen Master im Oktober 2014 abgeschlossen. Nebenbei habe ich immer versucht, im Unternehmen mitzuarbeiten, Lehrpläne geschrieben, Unterricht gemacht, in der Verwaltung unterstützt, Löhne bearbeitet und auch die eine oder andere Fortbildung abgeschlossen, z. B. im Qualitätsmanagement oder als Ausbilder nach AEVO. Von April 2015 bis Januar 2017 absolvierte ich mein Referendariat als kaufmännischer Berufsschullehrer (Wirtschaft / Deutsch) und trat dann nach erfolgreichem Abschluss im Februar 2017 in die Geschäftsführung des Unternehmens ein. Ehrenämter (z. B. im Prüfungsausschuss der IHK oder für SCHULEWIRTSCHAFT Nordhessen) übernahm ich nebenbei. Seither habe ich mich in alle Themen eingearbeitet und versucht, meinen Vater bestmöglich abzulösen. Mittlerweile führe ich die Geschäfte gemeinsam mit meinem Bruder Philip Stauzebach.

Was schätzen Sie daran, Geschäftsführer zu sein?

Ich bin mein eigener Herr. Den Rahmen, in dem ich agiere, kann ich weitestgehend selbst bestimmen, was mir natürlich auch gewisse Freiheiten einräumt.

Darüber hinaus trage ich Verantwortung für einige Menschen und unser Tun. Dadurch kann ich mich den sinnstiftenden Dingen widmen, wie z. B. der Umschulung, mit der man Arbeitslose wieder wirtschaftlich und damit auch häufig gesellschaftlich-sozial integrieren kann. Meistens sind diese Aufgaben sehr erfüllend.

Wie viel Freizeit haben Sie, und was machen Sie damit?

„Viel“ ist ein relativer Begriff. Entscheidend ist auch, was man als Freizeit definiert. Ich arbeite in der Regel irgendwo zwischen 45 und 50 Stunden die Woche. Aber das macht mir ja auch Spaß. Dementsprechend habe ich abends und am Wochenende Zeit für die Familie und manchmal auch für mich. Montags gehe ich zum Beispiel meinem Hobby Fußball bei der Hobbykickertruppe „Saurinhos11“ nach.

Am Wochenende kann ich mich um unseren Garten kümmern und so einen Ausgleich finden.

Welches sind Ihrer Meinung nach die größten Herausforderungen für unsere Region und haben Sie Lösungsansätze?

Im Moment gibt es leider sehr viele Herausforderungen. Zum einen haben wir natürlich die kriselnde Automobilbranche, aber durch die mediale Aufmerksamkeit für diese Branche fallen viele andere betroffene Bereiche unter den Tisch.

Generell gibt es aus meiner Sicht mehrere Brennpunkte, diese betreffen aber sicherlich nicht nur unsere Region:

  • Weltweite Krisen: Klar, die Kriege und Gefechte haben die Probleme, die Corona anfing auszulösen, noch mehr verschärft. Nur wenige Branchen profitieren von den internationalen Spannungen. Die meisten leiden aufgrund von deutlich gestiegenen Bezugspreisen für bestimmte Waren oder aber komplett fehlende Bezugsquellen.
  • Integration & Rechtsruck: für mich auch ein sehr wichtiges und strukturschwächendes Element. Integration läuft in vielen Fällen nicht so, wie sie laufen müsste (zu wenige Sprachkurse, zu langsame Sprachvermittlung, zu wenig Druck). Das fördert dann wiederum die negative Einstellung gegenüber Einwanderern, die sich daher leider auch bei immer mehr Menschen breit macht. Generell sind aber solche Themen nicht förderlich für ein gemeinschaftliches Miteinander und hemmen damit auch die Produktivität.

Überbürokratisierung: in diesem Kontext ist vor allem mein Appell „nicht nur reden, sondern handeln“ zu verstehen. Alle sprechen über einen Abbau von Bürokratie und im Gegensatz dazu erfahren wir eigentlich in vielen Bereichen eher das Gegenteil (z.B. AZAV-Zertifizierung im Zusammenhang mit den Bildungsangeboten für die Agenturen für Arbeit, etc.).

  • Steigende Löhne & generell steigende Kosten: aber keine steigenden VK-Preise. Bildung, Arbeitssicherheit, Catering etc. – alles soll am besten so viel kosten, wie vor 10 Jahren! Dieses Problem haben aber nicht nur wir in unseren Branchen. Es betrifft eben viele andere Bereiche auch. Das ist sicherlich vorrangig auch ein regionales Problem, da wir im Raum Kassel noch andere Preise gewohnt sind, als das z. B. im Raum Frankfurt der Fall ist. Aber wir bekommen vielfach auch andere Gehälter. Ein ungünstiger Kreislauf. Insgesamt sind einfach die Kosten für Wohnen & Leben im Verhältnis zu hoch geworden – und das in den meisten Gegenden, in denen auch Arbeitsplätze vorhanden sind.

„Und im Kontext steigender Kosten sind vor allem die Energiekosten zu benennen. Der erhebliche Preisanstieg ist für alle Unternehmen – aber auch für die Bürger und damit die Mitarbeiter und Kunden – schwer zu verkraften. Es ist kein Wunder, dass im Kontext der Kriege, der Folgen von Corona und damit verbunden auch den gestiegenen Kosten immer mehr Unternehmen auch die Insolvenz nicht vermeiden können.“

Dennis Stauzebach, CEO, BFZ-Kassel

Wenn ich hier gute Lösungsansätze hätte, würde ich diese sicherlich als Guru online vermarkten können. Ich bin der Überzeugung, dass wir hier auch einfach Unterstützung des Staates benötigen, eine, die auch greift. Dabei denke ich eben vor allem an die Energiekosten. Auch müssen wir sicherlich realisieren, dass nach vielen guten Jahren auch mal schlechtere kommen können, es kann ja nicht immer nur bergauf gehen, das hat die Vergangenheit gezeigt.

Was konkret unternehmen Sie gegen den Fachkräftemangel?

Bisher ist unsere Branche vom Fachkräftemangel zwar betroffen, aber im kaufmännischen Bereich haben wir eigentlich eher das Problem, dass wir viele ungeeignete Bewerber haben und nicht, dass wir gar keine hätten. In der Gastro ist es das gleiche Bild. Hier Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu finden, die für das Unternehmen leisten wollen und auch können, das ist die Kunst.

Leider gelingt das nicht immer. Aber wir bilden auch selbst aus, um immer wieder neue Potenziale zu entdecken, die uns vielleicht auch in der Zukunft unterstützen können. Sicherlich gibt es noch die Option, sich für den europäischen oder weltweiten Markt zu öffnen, aber bisher ist das für uns noch weit weg.

Welchen Trend beobachten Sie in Ihrer Branche?

Für Bildungsträger ist es eine sehr schlechte Marktsituation. Überall Wettbewerber, die deutschlandweite digitale Lösungen anbieten, die natürlich von der Kostenstruktur her ihren Reiz haben, die aber aus meiner Sicht viel zu viele Teilnehmerinnen und Teilnehmer am Bildungsmarkt abhängen. Die Präsenz-Bildungsträger haben mit steigenden Kosten und sinkenden Teilnehmerzahlen zu tun, die sie aber gar nicht kostentechnisch geltend machen können, ein in sich zusammensinkender Sumpf, der dazu führt, dass in nicht allzu ferner Zeit nur noch rein digitale Anbieter auf dem Markt sein werden. Es ist aber eine politische Entscheidung, ob man den Trend mitgehen will oder nicht.

In der Arbeitssicherheit ist eigentlich genug Nachfrage, aber durch die steigende Kostenproblematik wird hier sicherlich auch wieder gespart werden, so wie das auch in der Vergangenheit schon immer war: alle Kosten, die nicht unmittelbar mit der Wertschöpfung zusammenhängen, müssen reduziert werden und das ist ja irgendwo auch nachvollziehbar.

Die Betriebsgastronomie steht vor entscheidenden Fragen: Bleibt das mit dem Homeoffice so? Wie kann man die Gästezahlen trotz Homeoffice erhöhen? Wie kann man mit den steigenden Bezugspreisen umgehen, die man nur zum Teil an die Kunden weitergeben kann? Im Endeffekt läuft es an vielen Stellen darauf hinaus, dass man automatisierte Verfahren nutzt und eben weniger selbst kocht und damit beim Personal spart. Gegen diesen Trend wehren wir uns jedoch vehement: bei uns wird noch selbst gekocht.

CEO im Interview: Unser Fragebogen

Viele hundert Mitgliedsunternehmen mit zehntausenden Beschäftigten – das hat das Netzwerk des Arbeitgeberverbands HESSENMETALL Nordhessen und des Unternehmerverbands Nordhessen zu bieten. Hinter diesen Zahlen stehen starke Frauen und Männer an der Spitze dieser Unternehmen. Ihnen haben wir mit der Rubrik „CEO im Interview“ ein besonderes Format eingeräumt. Sie waren noch nicht dabei? Hier können Sie das Formular ausfüllen.

Frauke Syring

Referentin Kommunikation und Öffentlichkeitsarbeit im HAUS DER ARBEITGEBERVERBÄNDE NORDHESSEN und Geschäftsführerin SCHULEWIRTSCHAFT Nordhessen
Telefon: 0561 1091-323
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