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Teilqualifizierung als Maßnahme gegen den Fachkräftemangel

3. Feb 2023

Jürgen Kümpel (4. von links) sprach über die Herausforderungen der Transformation der Wirtschaft für den regionalen Arbeitsmarkt. Konkret wurde es für die Gäste in einem Praxisgespräch mit Unternehmensvertretern, Bildungsträgern und Teilnehmenden aus regionalen Teilqualifizierungs-Projekten.

„Neue Zielgruppen – Mit Teilqualifizierungen Fachkräfte sichern“ – das war Thema einer Veranstaltung der IHK Kassel-Marburg. Jürgen Kümpel, Geschäftsführer beim Arbeitgeberverband HESSENMETALL Nordhessen, lieferte den Eingangsimpuls – insbesondere vor dem Hintergrund der Transformation in der Automobilbranche. 

In Zeiten des Fachkräftemangels gilt es, alle Potenziale zu nutzen und neue Zielgruppen in den Blick zu nehmen. Teilqualifizierung (TQ) ist dazu ein Weg, um Arbeitskräfte zu finden und (bis hin zum Berufsabschluss) zu qualifizieren. 

Michael Schubert von der Agentur für Arbeit Kassel verdeutlichte bei dem Termin am Mittwoch, 15. Februar, die Notwendigkeit der Unterstützung solcher Maßnahmen anhand von Zahlen für die Region: In Nordhessen sind 75.000 sozialversicherungspflichtig Beschäftigte ohne Berufsausbildung, 23,4 Prozent aller Fachkräfte scheiden in den nächsten Jahren aus dem Erwerbsleben aus, weil sie 55 Jahre oder älter sind.

Transformation als Herausforderung für die regionale Wirtschaft

Jürgen Kümpel blickte in Bezug auf diese Problematik insbesondere auf die Transformation als Herausforderung für die regionale Wirtschaft in unserer stark fahrzeugindustriell geprägte Region Nordhessen. Die Branche unterziehe sich einem starken Wandel, was neben Chancen auch Risiken berge: „Das Ergebnis einer Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) weist die Wirtschaftsregion Kassel mit dem Landkreis Kassel unter den fünf am stärksten in Deutschland betroffenen Regionen durch Transformation in der Fahrzeugindustrie aus. Und das bedeutet nichts anderes als: Wir haben in unserer Region einen hohen Handlungsbedarf!“

Die Herausforderungen für die hiesigen Unternehmen, so Kümpel weiter, liegen in den sich rasant beschleunigenden Veränderungsprozessen durch die Mobilitäts- und die Energiewende. Der Geschäftsführer führte die vier großen D’s an: Dekarbonisierung (Energiewende), Demografie (Fachkräftemangel), De- Globalisierung (Lieferkettenproblematik) und natürlich die Digitalisierung (Big Data, KI). Angesichts der weltpolitischen Lage fügte er ein fünftes hinzu: die Destabilisierung.

Ende des Verbrennermotors bis 2035

Angesichts des absehbaren Endes des Verbrennermotors bis zum Jahr 2035 in Europa und der damit verbundenen Umstellung auf den batterieelektrischen Antrieb werden sich betriebliche Produktionsprozesse und deren Umfang stark verändern.

Daher müsse, so Kümpel, das oftmals technologisch versierte Erfahrungswissen der Beschäftigten in den Betrieben der Region durch gezielte Weiterbildung gesichert, verwertet und weiterentwickelt werden – wobei auch Teil-Qualifizierung eine wichtige Rolle spiele.

Mit Blick auf die Metall- und Elektro-Industrie etwa gebe es bereits eine Vielzahl an gewerblich-technischen Berufen, für die sich Mitarbeiter durch eine TQ weiterqualifizieren können. Darunter Industriemechaniker, Mechatroniker, Maschinen- und Anlagenführer, Elektroniker, Fachrichtung Betriebstechnik oder Fachkraft für Metalltechnik.

Arbeitgeberinitiative Teilqualifizierung

Kümpel: „Arbeitgeberseitig haben wir das Thema Teilqualifizierung bereits früh erkannt: Seit 2013 gibt es die Arbeitgeberinitiative Teilqualifizierung (AGI TQ), eine Kooperation zwischen den deutschen Arbeitgeberverbänden und den Bildungswerken der deutschen Wirtschaft mit mittlerweile mehr als 35 Berufen im Portfolio. Ziel ist es, Potenziale bei Menschen zu bergen, die arbeitssuchend oder etwa im beruflichen Alltag fest etabliert sind. Für die ist eine dreijährige Pause für eine neue Ausbildung schlicht nicht realisierbar. Die Überlegung: Ihnen mit kürzeren Etappen trotzdem den Weg zu einem Abschluss zu ebnen.“

Auch aus Sicht der Arbeitgeber sei ein Berufsabschluss immer die erste Wahl. Es gebe aber Zielgruppen, für die es schwierig ist, diesen zu erreichen. Wenn sich durch eine TQ die persönliche Situation für einen Arbeitnehmer verbessert, sei das bereits ein Erfolgsfaktor – allein schon dann, wenn man durch sie nicht Gefahr läuft, seinen Job zu verlieren, weil sich dessen Ausprägung verändert. „Es geht also um Nachqualifizierung in Transformationsprozessen“, so Kümpel.

Hintergrund: Teilqualifizierung

Teilqualifizierungen sind aus einem Ausbildungsberuf abgeleitete, standardisierte Qualifizierungsbausteine. Jeder einzelne TQ-Baustein schließt mit einer Kompetenzfeststellung ab, für die die Teilnehmenden ein Zertifikat erhalten. In der Summe bilden sie den Inhalt eines Ausbildungsberufes ab. 

Jens Nähler
Jens Nähler

Leiter der Kommunikation und Öffentlichkeitsarbeit im HAUS DER ARBEITGEBERVERBÄNDE NORDHESSEN und Geschäftsführer SCHULEWIRTSCHAFT Nordhessen.
Telefon: 0561 1091-322
Mobil: 0175 3289031
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