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Arbeitgeberverband HESSENMETALL Nordhessen stellt Ergebnisse der Herbstumfrage bei nordhessischen Metall- und Elektro-Unternehmen vor. Rahier: »Auftragslage gut, aber Umsätze fehlen. Fachkräftemangel spitzt sich zu.«

6. Dez 2021

©Petrovich12 - stock.adobe.com

Kassel. Die allgemeine Geschäftslage in den Unternehmen der nordhessischen Metall- und Elektro-Industrie hat sich auf mittlerem Niveau stabilisiert. Trotz Corona-Krise und Strukturwandel sind die Auftragsbücher nach Angaben der Mitglieder im Moment ausreichend gefüllt. Problem aber: Vielfach können die eingegangenen Aufträge aufgrund von Lieferengpässen und unterbrochenen Lieferketten im Beschaffungsmarkt sowie fehlenden Fachkräften nur schleppend und zeitlich mit erheblichem Verzug in Umsätze übertragen werden.

„Die Ergebnisse unserer Erhebung stimmen uns für die nächsten sechs Monate positiv: Die große Mehrheit unserer Mitgliedsunternehmen ist mit der allgemeinen Geschäftslage insgesamt zufrieden, die Auftragsbücher sind überwiegend gut gefüllt. Viele Unternehmen vermelden nach dem Schock der Corona-Pandemie im letzten Jahr inzwischen wieder eine deutliche Erholung bei den Auftragseingängen in Richtung des Vorkrisenniveaus. Leider können aber viele Umsätze nicht realisiert werden, entsprechend unbefriedigend ist das Ertragsniveau. Wir führen dies darauf zurück, dass Produkte aufgrund von Engpässen im Beschaffungsmarkt und Störungen in den Lieferketten nicht ausgeliefert und in Rechnung gestellt werden können. Hinzu kommen die noch immer anhaltenden Auswirkungen der Pandemie, mit denen die Unternehmen umgehen müssen. Dennoch ist die Stimmung zuversichtlich und insgesamt positiv. Ein Indiz dafür sind bereits laufende und geplante Investitionen, die im Vergleich zum Vorjahr erheblich zugenommen haben, insbesondere im Bereich der Produktinnovationen“, kommentiert Carsten Rahier, Vorsitzender des Arbeitgeberverbands HESSENMETALL Nordhessen und geschäftsführender Gesellschafter der sera Group in Immenhausen, die Ergebnisse der diesjährigen Herbstumfrage. Sie wird jeweils im vierten Quartal bei den Verbandsmitgliedern durchgeführt. Beteiligt hatten sich in diesem Jahr 42 der 158 Mitgliedsunternehmen im Arbeitgeberverband HESSENMETALL Nordhessen. Die sich an der Umfrage beteiligten Mitglieder repräsentieren über die Hälfte (53%) der Beschäftigten (13.200 von rund 25.000).

Die Umfrageergebnisse im Detail

Branchen-Seismograph mit wenig beunruhigenden Ausschlägen

Die allgemeine Geschäftslage wird von 34,1% (Vj. 14,0%) mit „gut “ und 46,3% (Vj. 58,1) mit „befriedigend“ eingeschätzt. Nur 19,5% beurteilen sie als „schlecht“. Es wird erwartet, dass das gute Stimmungsbild in den kommenden sechs Monaten „vergleichbar bleiben“ wird.

Die Auftragsbestände sind für 78% der befragten Unternehmen „verhältnismäßig groß“ bis „ausreichend“. Für jedes fünfte Unternehmen sind sie allerdings „zu gering“. Mehr als die Hälfte rechnet mit einer unveränderten Situation im nächsten halben Jahr.

Die wertmäßigen Umsätze sind „schlecht“. Das sagt genau ein Drittel der Befragten (Vj. 31,8%). Die positive Nachricht: Für 31% sind die Umsätze „gut“ (Vj. 15,9%) Auch hier ist die Erwartungen hoch, was das nächste halbe Jahr betrifft.

Ein vergleichbares Bild zeichnen die Aussagen über das Ertragsniveau: Mehr als die Hälfte der Unternehmen bezeichnen es als „gut“ (28,6%, Vj. 15,9%) bis „befriedigend“ (33,3%). Der Anteil derer, die die Erträge als „schlecht“ bezeichnen, beträgt 38,1% und ist damit allerdings höher als im Vorjahr (36,4%). Hohe Kosten bei Rohstoffen und Vorprodukten drücken die Erträge.

Investitionen legen in Europa und Euroraum zu, Nordamerika und Asien haben das Nachsehen

Bei der Höhe der Investitionen bestimmen vermehrte unternehmerische Aktivitäten die Lage. Sie sind mit 16,7% (Vj. 4,5%) verhältnismäßig hoch und für 61,9% ausreichend. Die Anzahl der Unternehmen, für die die Investitionen „zu gering“ sind bzw. „eher fallen“ werden, schrumpft deutlich. Dies sah noch vor einem Jahr grundsätzlich anders aus.

Starke Zuwächse verzeichnen dabei die Bereiche Produktinvestition (21,9 %, Vj. 12,3 %) und Umweltschutzinvestition (11 %, Vj. 4,1 %). Dies spricht für ein innovations- und umweltschutzgetriebenes Management.

Der überwiegende Teil der Investitionen wird im Euroraum und Europa getätigt. Diese Umverteilung im Vergleich zu den Vorjahren geht zulasten von Nordamerika und Asien.

Wertmäßige Exporte auf gutem Niveau

Der Exportanteil hat sich im Vergleich zum Vorjahr mit 36,4% (Vj. 31,2%) leicht erhöht. Exportiert wird hauptsächlich in den Euroraum und das übrige Europa. Nordamerika und Asien haben einen geringen Anteil.

Für mehr als die Hälfte der Unternehmen (78,1%) sind die wertmäßigen Exporte „verhältnismäßig hoch“ bis „ausreichend“. Der Exportmotor, bisher verlässliche Größe und Erfolgsgarant für die deutsche Wirtschaft, zieht nach einem Jahr des Stotterns in Nordhessen wieder an.

Beschäftigungslage

Ein leichter Stellenaufbau von ca. 1,6% zeichnet sich ab. Gleichzeitig reduzieren die Unternehmen Zeitarbeit (minus 31,9%).

Carsten Rahier dazu: „Der Stellenaufbau findet vorrangig in den Bereichen „Produktion“ und „Verwaltung“ statt. Das spricht für Bemühungen der Arbeitgeber, gute Beschäftigte zu finden und zu binden. Ob Zeitarbeit in unbefristete Beschäftigungsverhältnisse münden wird, lässt sich nur vermuten. Angesichts des Fachkräftemangels kann jedoch davon ausgegangen werden.“

Aktuelle Frage 2021: Fachkräftebedarf

Bei der sich jährlich ändernden Sonderfrage ging es in diesem Jahr um die Fachkräfte.

Knapp 80 % der Befragten sind momentan auf der Suche nach Fachkräften. Das Ranking wird von Fachkräften in der „Produktion“ angeführt (21,6%), gefolgt von den Sparten „Service“ (15,9%) und „Engineering“ (13,6%).

Dr. Hans-Friedrich Breithaupt, stellvertretender Vorsitzender des Arbeitgeberverbandes und geschäftsführender Gesellschafter des Kasseler Traditionsunternehmens F. W. Breithaupt & Sohn GmbH & Co. KG, sieht mehrere Ursachen für den fortschreitenden Fachkräftemangel: „Die Babyboomer der 1950er und beginnenden 1960er Jahre verabschieden sich sukzessive in den Ruhestand. Mit ihnen geht nicht nur wertvolles Know-how verloren, es folgen derzeit auch zu wenige adäquate Fachkräfte. Hinzu kommt, dass Arbeitsplätze in der Metall- und Elektro-Industrie noch immer mit Lärm und Schmutz verbunden werden. Dieses Klischee stimmt schon lange nicht mehr. Im Gegenteil: Die fortschreitende Digitalisierung ersetzt in vielen Fällen körperliche Arbeit und bietet obendrein attraktive und zukunftsträchtige Aufgabenfelder.“

Jürgen Kümpel, Geschäftsführer des Arbeitgeberverbands HESSENMETALL Nordhessen, bestätigt diese Ansicht und fügt hinzu: „Bewerbern, insbesondere den zukünftigen Auszubildenden, wird schon seit jeher der rote Teppich ausgerollt. In keiner anderen Branche werden solch hohe Entgelte gezahlt wie in der Metall- und Elektro-Industrie. Industriemechaniker und Industriemechanikerinnen verdienen im ersten Berufsjahr bereits über 3.000 Euro brutto pro Monat zuzüglich Sonderzahlungen. Insbesondere für Auszubildende ist unsere Branche interessant, denn schon im ersten Lehrjahr gehen Auszubildende mit rund 1.000 Euro monatlich nach Hause. Unser Nachwuchsmarketing zielt aber nicht nur auf die Höhe des Verdienstes ab, sondern auch darauf, die Berufsbilder insgesamt populärer zu machen; sei es durch den Einsatz unseres mobilen InfoTrucks, durch umfangreiche Informationsangebote und Ausbildungsbörsen im Internet oder durch Social-Media-Kampagnen. Eine duale Ausbildung in der Metall- und Elektro-Industrie ist der Schritt in Berufe mit Zukunft. Sie öffnet Türen für die berufliche Karriere.“

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