Bei der 53. Internationalen PhysikOlympiade (IPhO) überzeugte Felix Schmidt, Friedrichsgymnasium Kassel, mit beeindruckenden Leistungen und zählt zu den zehn besten Physik-Talenten aus Hessen.
HESSENMETALL und das Hessische Kultusministerium ehrten die besten hessischen Teilnehmenden in einer feierlichen Veranstaltung bei Schmidtsche Schack in Kassel.
Wir wollten den Gymnasiasten näher kennenlernen und stellten ihm acht persönliche Fragen.
Kurzinterview mit Felix Schmidt, 19 Jahre, 13. Klasse, Friedrichsgymnasium Kassel
Felix, erst einmal herzlichen Glückwunsch zu diesem herausragenden Ergebnis. Was hat dich inspiriert, dich für Physik zu interessieren?
Ich bin tatsächlich über die Schule zur Physik gekommen. Ich war schon immer mathematisch interessiert und in der Physik versucht man, Phänomene in der Natur mathematisch zu beschreiben. Deshalb lag meine Leistungskurswahl für Physik nicht fern. Außerdem ist das Friedrichsgymnasium im MINT-Bereich sehr gut aufgestellt.
Viele deiner Mitschüler haben Physik abgewählt, warum sollten sie das deiner Meinung lieber nicht tun?
Die Physik ist die elementare Naturwissenschaft, auf der andere Naturwissenschaften wie die Chemie oder die Biologie aufbauen. Dadurch kann Physik grundlegende Prinzipien der Natur vermitteln. Andererseits fördert das Lösen physikalischer Probleme das analytische Denken, was natürlich auch außerhalb von Physik in vielen Bereichen von Vorteil ist.

Welche physikalischen Phänomene faszinieren dich am meisten und warum?
Ich finde die Quantenphysik sehr faszinierend, weil es unserer intuitiven Logik häufig total widerspricht. Quanten sind kleinste Teilchen, die aber auch einen Wellencharakter haben und somit sich widersprechende Eigenschaften besitzen. Sie sind also beides gleichzeitig: Teilchen und Welle. Ebenso können sich zwei Quanten verschränken. Das bedeutet, dass der Zustand eines Quants abhängig von dem Zustand eines anderen ist. Das hat auch technische Anwendungen, wie zum Beispiel beim Quantencomputer.
Wo begegnen dir physikalische Zusammenhänge in deinem Alltag?
Eigentlich überall. Schon bei unseren menschlichen Sinnen, wie dem Sehen oder dem Hören, spielt die Physik eine große Rolle. Wenn wir hören, misst unser Trommelfell im Ohr kleinste Dichteunterschiede in der Luft. Diese Dichteunterschiede breiten sich wellenförmig aus, das bezeichnen wir als Schallwelle. Deshalb herrscht außerhalb unserer Atmosphäre im Weltraum – dort herrscht nahezu ein Vakuum – auch absolute Stille, da ein Trägermedium von Schallwellen wie Luft nicht existiert.
Sehen können wir allerdings überall, weil Licht kein Trägermedium braucht. Licht ist eine elektro-magnetische Welle wie Radiowellen oder Röntgenstrahlung es auch sind. Der einzige Unterschied liegt in der Wellenlänge. Wir Menschen können dabei nur einen bestimmten Wellenlängenbereich mit den Augen wahrnehmen.
Wie wird die Physik die Welt in den nächsten Jahrzehnten verändern oder beeinflussen? Erwartest du Durchbrüche in naher Zukunft?
In letzter Zeit ist besonders die Entwicklung rund um das Thema Kernfusion sehr spannend. Dabei ist es Forschern letztes Jahr erstmalig gelungen, in einem Fusionsreaktor eine positive Energiebilanz zu erreichen, also mehr Energie durch Kernfusion zu gewinnen als zu verbrauchen. Eine Schwierigkeit ist dabei, dass eine sehr hohe Temperatur im Bereich von 100 Millionen Grad Celsius nötig ist, damit Atomkerne miteinander fusionieren. Zum Vergleich: Das innere der Sonne ist gerade einmal 15 Millionen Grad Celsius heiß. Sollte sich die Kernfusion als sichere und günstige Energiequelle etablieren, wäre das ein großer Fortschritt bei der klimaneutralen Energieversorgung. Denn ein wichtiger Vorteil im Vergleich zu Kernspaltungsreaktoren ist, dass der entstandene radioaktive Abfall eine vergleichsweise sehr kurze Halbwertszeit hat und somit keine komplizierten Endlager notwendig sind.
Wie wichtig ist es deiner Meinung nach, dass die Gesellschaft ein grundlegendes Verständnis der Physik hat?
Ein bißchen Verständnis von physikalischen Zusammenhängen schadet nie, aber besonders in Zeiten von Energiewende oder Elektrifizierung des Verkehrs ist ein physikalisches Grundwissen in der Gesellschaft von großem Wert, um die Fragen und Probleme unserer Zeit gesellschaftlich und wissenschaftlich fundiert zu lösen. Beispielsweise bei der Frage, woher der Strom aus unseren Steckdosen in der Zukunft kommen soll.
Was sind deine Hobbies (neben der Physik)?
Ich spiele Fußball in meinem Heimatverein und musiziere gerne mit Klavier und Gitarre. Außerdem lese ich gerne Bücher – besonders über Politik und Wirtschaft.
Welche Berufe könntest du dir nach dem Abi vorstellen? Hast du einen Traumberuf? Wo siehst du dich in 5 Jahren?
Nach dem Abi möchte ich „Management and Technology“ studieren. Das hat den Vorteil, dass mir nach dem Studium ein breites Spektrum an möglichen Berufsfeldern offen steht. Ich bin mir zwar noch nicht ganz sicher, wie mein Traumberuf aussieht, aber ein Bereich, den ich spannend finde, ist die Forschung und Entwicklung neuer Produkte und Technologien.
Eins steht dabei fest: Die Physik wird mich weiterhin begleiten.
Herzlichen Dank, Felix, für das interessante Interview und viel Glück und Erfolg bei deinem beruflichen Werdegang!
Referentin Kommunikation und Öffentlichkeitsarbeit im HAUS DER ARBEITGEBERVERBÄNDE NORDHESSEN und Geschäftsführerin SCHULEWIRTSCHAFT Nordhessen
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