„Nicht Arbeitslosigkeit, sondern Arbeitskräftelosigkeit wird zur arbeitsmarktpolitischen Herkulesaufgabe der kommenden Jahre“, sagt Jürgen Kümpel, Geschäftsführer der Vereinigung hessischer Unternehmerverbände Nordhessen (VhU), angesichts der aktuellen Arbeitsmarktzahlen.
Der Bestand offener Stellen wachse immer weiter an. Gleichzeitig müssten viele Betriebe bereits Aufträge ablehnen, da schlicht nicht genügend Personal vorhanden ist.
Im Mai ist die Zahl der Arbeitslosen im Agenturbezirk Kassel (Stadt und Landkreis Kassel, Werra-Meißner-Kreis) gegenüber dem Vormonat Mai um 456 auf insgesamt 14.963 angestiegen. Die Arbeitslosenquote steigt damit um 0,2 Punkte auf fünf Prozent – Flüchtlinge aus der Ukraine, die sich im Jobcenter gemeldet haben, lassen die Zahlen steigen. Noch vor einem Jahr lag der Wert allerdings sogar bei 5,7 Prozent.
Gleichzeitig bleibt der Bestand an offenen Stellen auf hohem Niveau: Einschließlich der nicht bei den Arbeitsagenturen gemeldeten Stellen werden im Land Hessen 120.000 Arbeitskräfte gesucht: In der Stadt Kassel gibt es 7.806 Jobsuchende. Ihnen stehen 2.223 gemeldete offene Stellen gegenüber. Im Landkreis Kassel sind 4.841 Personen arbeitslos gemeldet, dort gibt es 1.201 offene Stellen. Im Werra-Meißner-Kreis sind 2.316 Menschen arbeitslos gemeldet bei 915 offenen Stellen.
„Höchste Zeit, das Ruder herumzureißen“
Diese Entwicklung bremse den jetzt dringend benötigten Wirtschaftsaufschwung aus und drohe langfristig zu einem echten Wohlstandskiller zu werden: „Es ist deshalb höchste Zeit, das Ruder herumzureißen: durch bessere Ausschöpfung des inländischen Potenzials, durch schnellere Behördenarbeit bei der Fachkräftezuwanderung und durch Abschaffung der Frührente“, so Kümpel weiter.
„Konkret müssen noch viel mehr der rund 160.000 Arbeitslosen in Beschäftigung finden, weshalb die Jobcenter in ihren Aktivierungsanstrengungen nicht nachlassen dürfen. Ein riesiges Potenzial liegt auch in einer Ausweitung der Vollzeittätigkeit von Frauen, denn bundesweit arbeitet rund jede zweite Frau nur in Teilzeit. Auch schwerbehinderte Menschen müssen noch stärker in den ersten Arbeitsmarkt integriert werden. Hier erhoffen wir uns einen Schub durch die neuen einheitlichen Ansprechstellen, die Arbeitgeber im Reha-Behördendschungel unterstützen und zur Schwerbehinderten-Beschäftigung beraten sollen. Selbst wenn wir das inländische Potenzial aber optimal ausschöpfen, wird noch eine Fachkräftelücke bleiben, die wir nur mit mehr Fachkräftezuwanderung aus dem Ausland abmildern können,“ meint Kümpel.
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