Die duale Ausbildung ist eine der wichtigsten Säulen der Fachkräftesicherung in Hessen. Eine gute Zusammenarbeit zwischen den Berufsschulen und Ausbildungsbetrieben ist wichtig, um junge Menschen in Theorie und Praxis bestmöglich auf die Arbeitswelt vorzubereiten und zu einem erfolgreichen Berufsabschluss zu führen.
Im Rahmen einer heute veröffentlichten Studie des Instituts für Wirtschaft, Arbeit und Kultur (IWAK) der Goethe-Universität Frankfurt wurde der Frage nachgegangen, ob und wie die Zusammenarbeit zwischen den beiden Lernorten durch eine gemeinsame digitale Plattform verbessert werden kann. Im vergangenen Jahr wurden hierzu Befragungen und Experteninterviews durchgeführt sowie verschiedene Projekte analysiert. Erstmals liegt damit ein detaillierter Überblick zur aktuellen Lage der Lernort-Kooperation in Hessen vor: Anhand der Ergebnisse werden drei Handlungsoptionen für eine Digitalisierung der Zusammenarbeit vorgestellt: Eine landesweite und zentral gesteuerte Lösung, einen zentral verantworteten Pool an Lösungen sowie dezentrale Plattformlösungen. Darüber hinaus sind gebündelte Empfehlungen zur Implementierung, beispielsweise die Integration in das Schulportal Hessen oder im Bereich Datenschutz, enthalten.
Ausbau der digitalen Lernort-Kooperation
Aus Sicht der hessischen Wirtschaft kann der gezielte Einsatz digitaler Instrumente neue Impulse für eine Zusammenarbeit von Berufsschulen und Ausbildungsbetrieben bewirken und damit auch einen wesentlichen Beitrag zur Modernisierung und Weiterentwicklung der dualen Ausbildung insgesamt leisten. In „Empfehlungen der hessischen Wirtschaft für eine hessenweite digitale Lernort-Kooperation“ sprechen sich Kammern und Verbände daher für einen landesweiten Ausbau der digitalen Lernort-Kooperation aus. Am ehesten sei diese mit einer zentralen Lösung zu erreichen, die für alle Beteiligten, insbesondere auch die Ausbildungsbetriebe, verfügbar wäre.
Auch im Rahmen des Vorhabens „Die zukunftsfähige Berufsschule“ der Landesregierung sei eine solche zentrale landesweite digitale Plattformlösung zur Lernort-Kooperation mitzudenken. Die geplante Neuordnung von Berufsschulstandorten werde in vielen Fällen zu größeren räumlichen Entfernungen zwischen Ausbildungsbetrieb und Berufsschule führen, was die Zusammenarbeit ohne digitale Vernetzung erschweren dürfte.
Die Machbarkeitsstudie stellt nach Ansicht der Spitzen der hessischen Wirtschaft eine solide Informations- und Handlungsgrundlage für politische Entscheiderinnen und Entscheider in Hessen dar, mit deren Hilfe die Digitalisierung der Lernort-Kooperation in der dualen Ausbildung innerhalb der nächsten Legislaturperiode landesweit zügig und pragmatisch gefördert und umgesetzt werden kann.
Empfehlungen der hessischen Wirtschaft für eine hessenweite digitale Lernort-Kooperation
Die duale Ausbildung trägt wesentlich zur Sicherung des Fachkräftebedarfs der hessischen Wirtschaft bei. Die Zusammenarbeit zwischen den Lernorten Berufsschule und Ausbildungsbetrieb ist dabei ein wichtiger Faktor, um junge Menschen bestmöglich auf die Arbeitswelt vorzubereiten und zu einem erfolgreichen Berufsabschluss zu führen. Die Verbindung von Theorie und Praxis stellt schließlich den Kern der dualen Ausbildung dar.
Der gezielte Einsatz digitaler Instrumente liefert neue Impulse für die Kooperation der Lernorte, kann diese intensivieren und damit einen wesentlichen Beitrag zur Modernisierung und Attraktivitätssteigerung der dualen Ausbildung insgesamt leisten.
Die Vereinigung der hessischen Unternehmerverbände (VhU), die Arbeitgeberverbände HESSENMETALL und HessenChemie, die Arbeitsgemeinschaft der Hessischen Handwerkskammern (ARGE) sowie der Hessische Industrie- und Handelskammertag (HIHK) haben gemeinsam eine Machbarkeitsstudie zur Digitalisierung der Lernort-Kooperation („digi_leokop“) initiiert, die mit Mitteln des Förderprogramms DISTR@L der Hessischen Staatskanzlei im Bereich der Ministerin für Digitale Strategie und Entwicklung unterstützt und vom Institut für Wirtschaft, Arbeit und Kultur (IWAK) der Goethe-Universität Frankfurt am Main von Januar bis Dezember 2022 durchgeführt wurde.
In Bezug auf die Studienergebnisse geben sie folgende Empfehlungen ab:
- Für eine hessenweite digitale Lernort-Kooperation bedarf es einer gemeinsamen Vision, eines daraus entwickelten Konzeptes und eines von der Landesebene aus gesteuerten Prozesses, der die kommunalen Schulträger sowie die vor Ort beteiligten Akteure mit einbezieht.
- Vorerfahrungen aus den bereits in Hessen vorhandenen digitalen Lernort-Kooperationen sollten genutzt und partizipative Strukturen im Rahmen der Entwicklungsarbeit geschaffen werden. In beratender Form sollten Vertreterinnen und Vertreter der Wirtschaft einbezogen werden. Zur Erarbeitung des didaktischen Rahmens erscheint eine Expertenkommission zielführend.
- Für den hessenweiten Betrieb digitaler Lösungen zur Lernort-Kooperation bedarf es einheitlicher und transparenter Regelungen, zum Beispiel des Datenschutzes. Damit kann eine Verunsicherung der Akteure vor Ort vermieden und deren Aktivitäten intensiviert und gestärkt werden.
- Wir sprechen uns für einen landesweiten Ausbau der digitalen Lernort-Kooperation aus. Am ehesten wäre diese mit einer zentralen Lösung zu erreichen, die für alle Beteiligten, also auch die Ausbildungsbetriebe, verfügbar ist (vgl. Szenario 1 der Machbarkeitsstudie). Diese sollte innerhalb des Hessischen Schulportals oder zumindest mit einer Schnittstelle zu diesem implementiert werden.
- Für eine größtmögliche Akzeptanz und Nachhaltigkeit ist der Aufbau einer Unterstützungsstruktur erforderlich, die sowohl Beratungsleistungen, z. B. zum Datenschutz und zur IT-Sicherheit, als auch die notwendige technische Unterstützung bereitstellt.
- Um den kulturellen Wandel zu fördern und Kompetenzen aufzubauen, halten wir gemeinsame Workshops und Fortbildungsangebote für Lehrkräfte sowie betriebliche Ausbilderinnen und Ausbilder für wichtig und richtig. Um einen schnellen Erfahrungsaustausch aller Beteiligten zu erreichen, sollte eine überregionale Vernetzung stattfinden.
- Insbesondere im Rahmen des Vorhabens „Die zukunftsfähige Berufsschule“ der Landesregierung ist eine zentrale landesweite digitale Plattformlösung zur Lernort-Kooperation mitzudenken. Die geplante Neuordnung von Berufsschulstandorten wird in vielen Fällen zu größeren räumlichen Entfernungen zwischen Ausbildungsbetrieb und Berufsschule führen, was analoge Lernort-Kooperationen erschwert. Damit Kooperationen auch hier gut gelingen und zu einer attraktiven Berufsausbildung beitragen können, gilt es, digitale Möglichkeiten konzeptionell zu berücksichtigen.
- Grundsätzliche Voraussetzung für eine gelingende zeitgemäße und moderne Kooperation zwischen beiden Lernorten stellt die digitale Infrastruktur dar. Diese muss an allen Berufsschulen – auch mit Blick auf die Bedürfnisse der einzelnen Ausbildungsberufe – so schnell wie möglich geschaffen werden, damit Auszubildende in ganz Hessen angemessene Lernverhältnisse vorfinden. Standards hierfür sollte das Kultusministerium mit den Schulträgern vereinbaren.
Die beteiligten Organisationen teilen die Auffassung, dass die Machbarkeitsstudie eine solide Informations- und Handlungsgrundlage für politische Entscheiderinnen und Entscheider in Hessen darstellt, mit deren Hilfe die Digitalisierung der Lernort-Kooperation in der dualen Ausbildung innerhalb der nächsten Legislaturperiode landesweit zügig und pragmatisch gefördert und umgesetzt werden sollte.
Quelle: Pressemitteilung von HESSENMETALL / Foto: Juned Alam auf Pixabay
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